Im Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt sind die altertumswissenschaftlichen Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften unter einem gemeinsamen Dach zusammengeschlossen. Zurzeit gehören ihm an: das Altägyptische Wörterbuch, das Corpus Inscriptionum Latinarum, das Corpus Medicorum Graecorum/Latinorum, die Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, die Inscriptiones Graecae, die Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit, die Turfanforschung und das Corpus Coranicum – Textdokumentation und Kommentar zum Koran. Betreut werden durch das Zentrum auch der Nachlass des 2003 eingestellten Vorhabens Das Griechische Münzwerk sowie das 2006 beendete Vorhaben Prosopographia Imperii Romani, das inzwischen über Drittmittel finanziert wird.
Auf den ersten Blick mögen die acht Unternehmen als recht heterogen erscheinen; auf den zweiten Blick sind die sie verbindenden Elemente aber deutlich:
Diese editorische Kompetenz ist denn auch die differentia specifica gegenüber den beiden anderen Berliner Antikezentren: dem chronologisch und geographisch viel weiter gespannten und stark archäologisch geprägten Zentrum Alte Welt der Freien Universität und dem August Boeckh Zentrum der Humboldt Universität. das sich vorrangig der Rezeption und Transformation der Antike widmet..
Natürlich gibt es auch an den Universitäten altertumswissenschaftliche Grundlagenforschung und editorische Kompetenz, aber nirgends in Berlin (oder in Deutschland) ist diese so versammelt wie in den 10 altertumswissenschaftlichen Unternehmen der Akademie mit ihren ca. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Das Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt der Akademie stellt sich die folgenden Aufgaben:
1. Die gemeinsame Weiterentwicklung der Editionstechnik
dazu gehören z.B. der Aufbau eines gemeinsamen digitalen Handschriftenarchivs sowie die Fortentwicklung der Handschriftendigitalisierung oder auch der bereits bestehenden Programme für die Kollationierung von Handschriften und die computergestützte Erstellung von wissenschaftlichen Editionen.
2. Die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses
und zwar durch das Angebot von studentischen Praktika und von Veranstaltungen, die in das universitäre Angebot integriert werden können, sowie durch die Betreuung von Dissertationen und durch regelmäßige Sommerschulen z.B. für Epigraphik oder Paläographie und Editionstechnik. Wir haben im vergangenen Jahr gleich mit zwei Sommerschulen begonnen: einer epigraphischen Sommerschule in Kooperation mit der Universität Heidelberg und mit der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in München und mit einer Sommerschule der Turfanforschung. In dieser Woche setzen wir die Reihe mit der editorischen Sommerschule fort, und wir gedenken die Reihe in regelmäßigen Abständen zu verlängern.
Eine dritte Aufgabe des Zentrums ist die Förderung einer fächerübergreifenden wissenschaftlichen Diskussion, in der vielversprechende neue Forschungsaufgaben identifiziert und weitere Langzeitvorhaben konzipiert und vorbereitet werden können.
Dazu kommen als weitere Aufgaben die effiziente Darstellung der Arbeit der altertumswissenschaftlichen Forschungsprojekte sowohl im Rahmen der Akademie als auch für die wissenschaftliche und für eine breitere Öffentlichkeit (z.B. durch Vorträge und Ringvorlesungen sowie die Anknüpfung (bzw. Weiterentwicklung) von Kontakten zu den Berliner Hochschulen und Museen.
Von großer Bedeutung für die Entwicklung des Zentrums ist auch, daß sich das Zentrum sich auf Einladung der beiden universitären Antikezentren an dem Clusterantrag beteiligt hat, den die Freie Universität und die Humboldt Universität gemeinsam im Rahmen des Exzellenzantrags gestellt haben. Der Erfolg dieses Antrags ist ein erster großer Schritt zur Zusammenführung aller altertumswissenschaftlicher Kräfte in Berlin zu einem Berliner Antikezentrum, das (wenn es denn gelingt, was wir alle hoffen) seinesgleichen in der Welt nicht finden würde, und das Zentrum ist nicht nur mit mehreren Unternehmen beteiligt, sondern wird insgesamt seine große Grundlagenkompetenz einbringen
Natürlich hat das Zentrum schließlich auch das Ziel, das Profil der altertumswissenschaftlichen Forschung an der Akademie zu schärfen und die Langzeitunternehmen, die seit Böckhs Initiierung einer Sammlung griechischer Inschriften am Anfang des 19. Jahrhunderts der Stolz der Preußischen Akademie der Wissenschaften und ihrer Nachfolgerinnen gewesen sind, gegen die immer drohenden Gefahren der Schließung von Unternehmen oder der Verkürzung von Laufzeiten zu schützen und gegen unberechtigte Kritik – Stichwort: „Riesenschildkröten“ – zu verteidigen.