Archivalien

Von beträchtlichem Umfang und zum Teil einmaligem Wert sind die bei den altertumswissenschaftlichen Unternehmungen der BBAW vorhandenen Archive.

Der Beginn der Sammlungen reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 1902 wurde auf Antrag von Wilamowitz-Moellendorff das erste Archiv bei der Akademie institutionalisiert. Seitdem sind diese von der Akademie betreuten Sammlungen ununterbrochen Gegenstand wissenschaftlichen Interesses und von ungeschmälerter und sogar zunehmender Aktualität. Ihre Erschließung ist ein zentrales Anliegen der Arbeitsstellen.

Die Benutzung der Archivalien durch Dritte ist in der Regel nur in der Arbeitsstelle möglich. Ansprechpartner ist der jeweilige Arbeitsstellenleiter.

Schwerpunkte der altertumswissenschaftlichen Archive sind vor allem: Epigraphik, Numismatik, Prosopographie, Kodikologie. Die wichtigsten Objekte sind: Abklatsche von Inschriften, Gipsabgüsse griechischer Münzen, Photos, Scheden, Karteien, Zeichnungen.

 

Text: Grabinschrift des Vettius Agorius Praetextatus und seiner Frau Paulina (CIL VI 1779)

D(is) M(anibus). Vettius Agorius Praetextatus augur, p[o]ntifex Vestae, pontifex Sol[is], quindecemvir curialis Herc[u]lis, sacratus Libero et Eleusiniis, hierophanta, neocorus, tauroboliatus, pater patrum, in [r]e publica vero quaestor candidatus, pr(a)etorurbanus, corrector Tusciae et Umbriae, consularis Lusitaniae, proconsule Achaiae, praefectus urbi, legatus a senatu missus V<II>, praefectus praetorio {II} Italiae et Illyrici, consul ordinarius designatus,
et Aconia Fabia Paulina, c(larissima) f(emina), sacrata Cereri et Eleusiniis, sacrata apud (A)eginam Hecatae, tauroboliata, hierophantria. hi coniuncti simul vixerunt ann(os) XL.

Übersetzung:

Den Manen. Vettius Agorius Praetextatus, Augur, Pontifex der Vesta, Pontifex des Sol, Mitglied des 15-Männer-Kollegiums, Priester des Hercules, eingeweiht in die Mysterien des Liber und der eleusinischen Götter, Einführer in den heiligen Gottesdienst, Tempelaufseher, eingeweiht in das Stieropfer, Vater der Väter [im Mithraskult], im Gemeinwesen aber Quästor als Kandidat des Kaisers, Prätor urbanus, Corrector von Etrurien und Umbrien, konsularischer Statthalter von Lusitanien, Prokonsul von Achaia, Stadtpräfekt, siebenmal als Legat vom Senat [zum Kaiser nach Konstantinopel] entsandt, Prätorianerpräfekt von Italien und Illyrien, designierter ordentlicher Konsul, und Aconia Fabia Paulina, clarissima femina, eingeweiht in die Mysterien der Demeter und der eleusinischen Götter, eingeweiht bei Hekate von Aegina, eingeweiht in das Stieropfer, Einführerin in den heiligen Gottesdienst. Diese beiden haben 40 Jahre zusammen miteinander gelebt.


Die Archive der einzelnen Unternehmen

  • Lepsius-Archiv

    Materialien der Königlich Preußischen Expedition nach Ägypten (1842-1845): Originalzeichnungen, Abklatsche, Tagebücher - Umfang: ca. 4000 Blatt

  • Abklatsch-Archiv

    Papierabdrucke ägyptischer Inschriften, angefertigt ca. 1830-1910: die größte existierende Abklatsch-Sammlung ägyptischer Inschriften - Umfang: ca. 100.000 Abklatsche - Verzeichnis bei: S. Köpstein, Das Abklatscharchiv beim Wörterbuch der Ägyptischen Sprache, T. 1-3 (Mitteilungen aus der Arbeit am Wörterbuch der Ägyptischen Sprache, H. 3. 5. 6), Berlin 1994-2000
  • Text-Archiv

    des Wörterbuches der aegyptischen Sprache: Textabschriften und Kollationen, die in Ägypten und in Museen weltweit für die Arbeit am Wörterbuch der Ägyptischen Sprache zwischen 1897 und 1940 angefertigt wurden - Umfang: ca. 100 Hefte und Mappen; Mappen digitalsiert und online zugreifbar als Digitalisiertes Mappenexemplar
  • Zettel-Archiv

    des Wörterbuches der aegyptischen Sprache: Materialien zur Erstellung des "Wörterbuches der Ägyptischen Sprache", angelegt 1897-1940 - Umfang: 1,5 Mio. Zettel, digitalisiert und im Internet recherchierbar als Digitalisiertes Zettelarchiv

Corpus Inscriptionum Latinarum

  • Abklatsch-Archiv

    Abklatsche von lateinischen Inschriften - Umfang: ca. 5000 Abklatsche
  • Photo-Archiv

    Photographien lateinischer Inschriften, Schwerpunkte: Inschriften der Stadt Rom, der italischen regiones, Spaniens und Africas
    - Umfang: etwa 11 000 Bilder, der Bestand wird laufend ergänzt
    - Erschließung: über eine Datenbank (Zugriff über das Internet ist geplant). Später werden alle Photos auch im Internet abrufbar sein.
  • Scheden-Archiv

    Scheden zu allen im CIL publizierten lateinischen Inschriften mit Informationen zu Monument, Inschrift, Fundumständen usw.; von besonderer Wichtigkeit bei heute verlorenen Inschriftträgern
    - Umfang: ca. zweihunderttausend Scheden

Galen als Vollender, Interpret und Vermittler der antiken Medizin

  • Kodikologisches Archiv

    Sammlung von Filmen und Photokopien von Handschriften antiker medizinischer Texte in griechischer, lateinischer und arabischer Sprache, z. T. aus Photokampagnen des frühen 20. Jh.
    - Umfang: Aufnahmen aus etwa 800 Handschriften
  • Scheden-Archiv

    • handschriftliche Vorarbeiten zu H. Diels, Die Handschriften der antiken Ärzte, I. u. II. Teil, Erster Nachtrag, Berlin 1905-1908: Beschreibungen von Handschriften medizinischen Inhalts aus den Beständen zumeist europäischer Bibliotheken (40 Mappen; handschriftliche Nachträge in den Arbeitsexemplaren dieser Publikation)
    • Manuskript zu einem nicht publizierten »Lexiko
  • Filmaufnahmen griechischer und lateinischer Handschriften, angefertigt mit Blick auf die Aufgaben des Unternehmens, zum Teil aber auch in speziellen Photokampagnen (z.B. auf dem Athos)
  • Aufnahmen heute verschollener griechischer, syrischer und arabischer Handschriften, die B. Violet zu Beginn des 20. Jh. in Damaskus anfertigte
  • Verfilmungen wichtiger Manuskripte (z.B. unpublizierter Teile des Buches von A. Ehrhard, Überlieferung und Bestand der hagiographischen und homiletischen Literatur der griechischen Kirche (TU 50-52, 1937-1952) und der Fragmente der christlichen Prosopographie (vgl. A. von Harnack, Protokollbuch der Kirchenväter-Kommission 1897-1928, Berlin/New York 2000)

- Umfang: etwa 1500 Filmaufnahmen

Griechisches Münzwerk

  • Scheden-Archiv zu griechischen Münzen

Scheden zu Münzen aus Materialsammlungen und Katalogen, die teilweise bis in die Renaissance zurückgehen. Es handelt sich um Exzerpte mit Beschreibungen (teilw. auch Abbildungen) antiker Münzen, die vom 5. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. im nordgriechischen und kleinasiatischen Raum geprägt wurden. Umfang: einige hunderttausend Scheden

Septimius Severus / Tempelfront, Münzstätte Perinth, aus Anlaß des zweiten Kaiserbesuches im Jahr 196 n. Chr. geprägte Bronzemünze (Nachweis: Griechisches Münzwerk, Berlin, Gipsabgußsammlung; Verbleib des Originals: Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Münzkabinett, Slg. Imhoof; Publikation: Schönert-Geiss, Perinth, S. 172 Nr. 462/1).

  • Münz-Archiv

    Gipsabdrücke antiker Münzen, zum Teil aus heute nicht mehr existierenden Sammlungen
    - Umfang: ca. 250.000 Gipsabdrücke
    - An der elektronischen Erfassung wird gearbeitet.

Inscriptiones Graecae

  • Abklatsch-Archiv

    Papierabdrucke griechischer Inschriften, hauptsächlich aus Griechenland und einigen Städten Kleinasiens: die weltweit größte Abklatsch-Sammlung griechischer Inschriften - Umfang: ca. 60.000 Abklatsche
    - Das vollständige Verzeichnis ist im Internet abrufbar
    - Die Anfertigung von Photos und die Versendung von Abklatschen ist in der Regel nicht möglich
  • Photo-Archiv

    Photographien griechischer Inschriften
    - Umfang: etwa 3 000 Bilder, der Bestand wird laufend ergänzt
    - Ein Verzeichnis aller Photographien ist in Arbeit
  • Scheden-Archiv

    Scheden zu allen in den IG publizierten griechischen Inschriften, zum Teil Originalzeichnungen; von besonderer Wichtigkeit bei heute verlorenen Inschriftträgern
    - Umfang: knapp 100.000 Scheden

Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit

  • Namen-Archiv »Glossar zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa, Serie B: Griechische Namen bis 1025«

    Das »Glossar« ist die Materialsammlung eines DFG-Unternehmens an der Universität Münster, das Ende der achtziger Jahre abgebrochen wurde. Es wurden mehrere Faszikel vor allem zum Buchstaben A und einige Beihefte publiziert. Das Zettel-Archiv enthält die vollständigen Belege, allerdings in unfertigem Zustand.